Begegnungen in Uganda
Ich erinnere mich an das Gespräch mit Prettys Vater. Er ist Fischer an einem See und Vater mehrerer Kinder. Seine Tochter Pretty wurde mit nur einem Bein geboren. Der rechte Unterschenkel und der rechte Fuß fehlten einfach. Stützen konnte er sich für „sein kleines Mädchen“ gerade noch leisten, aber eine Prothese ist für die Familie unerschwinglich. Er hörte von der Hilfsorganisation PRO Uganda und reiste mit seiner Tochter quer durch das ganze Land. Eigentlich konnte er gar nicht glauben, dass seine Tochter kostenlos eine Prothese bekommen würde, aber er versuchte es trotzdem … Heute läuft und hüpft Pretty mit ihrer Prothese fröhlich durch die Gegend, hat ihre Hände zur freien Verfügung und unterscheidet sich nur wenig von den anderen Kindern.
Robert, ein zwölfjähriger Junge, kam auf seinen Knien in die Werkstatt. Ihm fehlen beide Unterschenkel und Füße. Er erzählte mir, dass er Taxifahrer werden möchte. „Oh, dachte ich, das wird aber schwierig.“ Im Frühjahr 2018 bekam Robert seine beiden Prothesen. Damit ist er seinem Traum etwas näher gekommen. Im Sommereinsatz kann ich ihn nur an einem einzigen Tag behandeln. Er ist eines von 9 Kindern und wohnt 3 Autostunden entfernt. Wir trainieren mit einem Fußball die Standbeinphase zum Erlernen des Gehens … Unmögliches wird möglich … ein berührender und bewegender Moment für alle, die daran teilhaben durften. Am Ende des Tages kann Robert einige Schritte frei gehen und wird mit zwei Stützen entlassen. Robert hat noch so viel Potenzial. Er kann mit Sicherheit das freie Gehen erlernen. Schade, dass das Patientengebäude für einen stationären Aufenthalt noch nicht fertig ist …
Stella, eine 25jährige junge Frau, könnte meine Tochter sein. Sie fiel als Kind ins Feuer als sie den Streit ihrer Eltern schlichten wollte. Seitdem hüpfte sie mit einer Holzstange durch die Gegend oder krabbelte am Boden. Stella bekam vor vier Jahren die erste Prothese, die Karsten Schulz in Uganda fertigte. Ich lernte sie mit ihrer Tochter Anna bei der Einweihungsfeier der Prothesenwerkstatt kennen. Ich behandelte sie und konnte ihr das Schwimmen beibringen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Heute arbeitet sie in ihrem eigenen kleinen Friseursalon und kann sich den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter selbst verdienen. Geplant ist, 2018 ihre Prothese zu verbessern und sie wird mein Modell sein für die physiotherapeutische Weiterbildung der Mitarbeiter in der Werkstatt. Ergänzung: Im Sommereinsatz 2018, ein Jahr nach ihrer Schwangerschaft bekommt Stella einen neuen Prothesenschaft und Gangtraining. Danach durfte ich sie nach Hause begleiten, ihre wunderschöne Heimat am Mount Aalgon an den Sipi-Falls kennenlernen und sehen wie selbstverständlich Stella ihre Prothese bei der Arbeit nutzt. Die junge Frau strahlt und blüht in ihrem „neuen“ Leben … Welch eine Freude!
Dieses Hilfsprojekt und die Zeit in Uganda sind für mich etwas ganz Besonderes neben meiner Arbeit in Deutschland. „Ich segne dich! Du sollst ein Segen sein!“ Das wurde mir vor langer Zeit zugesprochen. So fühle ich mich jetzt: gesegnet, reich beschenkt, dankbar und bereit, ein Segen zu sein … für alle Menschen, die meine Hilfe benötigen in Deutschland oder Afrika.